Der (Un)Sinn des Taperns?

Hallo zusammen,

der Urlaub ist seit heute vorbei, es war einfach wunderbar. So viel gefaulenzt habe ich schon seit Monaten nicht mehr. Leider haben die ganzen Bücher dann doch nicht ausgereicht. Drei Tage vor der Heimfahrt hatte ich schon alle durch. Nächstes Mal kann sich die Stadtbibliothek also warm anziehen, denn dann werde ich mir gleich ein ganzes Regal aus der SciFi Ecke mitnehmen 😉

Inzwischen bin ich so erholt dass ich gleich gestern mal krank geworden bin. Also sitze ich nun hier, braungebrannt von der ganzen Sonne und schlürfe heißen Tee. So bald das Training wieder losgeht wird es garantiert besser. Eigentümlicherweise werde ich nur in Ruhephasen krank.

Das bringt mich zu meinem heutigen Thema, dem Sinn des Taperns. Nachdem ich den Wettkampf in Roth im Urlaub noch einmal im Kopf durchgegangen bin. Dabei kam mir besonders die Performance von meinem Kumpel Steffen in den Sinn. Der Wettkampf war am Sonntag, am Mittwoch abend vor dem Rennen rief ich Steffen an und erzählte ihm dass er noch für das Team Arndt starten könnte. Das gab ihm quasi Donnerstag, Freitag und Samstag zur Erholung für den Challenge Roth. Bis Mittwoch abend hatte er ahnungslos und volle Kanne trainiert. Das heißt für Steffen Bahntraining, 3stündige Läufe und 8stündige Radausfahrten!! Außerdem am Wochenende zuvor einen Doppelstart, einmal Samstag beim Bamberger Triathlon und am Sonntag noch in der Liga…puh

Mal abgesehen davon dass er seinen Neo einen Tag vorher zur Reparatur eingeschickt hatte und keine Wettkampfhose mehr da war und ihm seine Freunde Hosen und Neo leihen mussten, absolvierte er den Challenge Roth in 8:32. Ganz klar, eine bombenmäßige Zeit!
Aber dies scheint absolut unglaublich, wenn man bedenkt dass er ganze drei Tage dafür ausgeruht hat!!!

Wozu noch tapern???… lasst uns alle bis kurz vor knapp trainieren und dann gehen wir an den Start und schauen mal was dabei herauskommt 🙂

Vielleicht ist Steffen eine Ausnahme, aber ganz glauben kann ich das eigentlich nicht. Vielleicht ist aber auch das Tapern, d.h. das Ausruhen vor dem Wettkampf, bisher völlig überschätzt worden.
Denn klar ist, dass man bei einer 2-3wöchigen Taperphase zwar stets ausgeruhter wird, aber gleichzeitig natürlich auch die Form langsam flöten geht. Daher sind zu lange Taperphasen eher kontraproduktiv. Man sollte die Länge des Taperns vom regelmäßigen Trainingsumfang abhängig machen. Wer also 6-8 Stunden die Woche trainiert, braucht eigentlich gar nicht tapern, sondern sich zuvor nur ein paar Tage ausruhen. Der Formverlust wäre hier einfach viel zu groß.
Anders sieht das bei denjenigen aus, die extreme Umfänge trainieren. Der sechsfache Hawaiisieger Mark Allen propagandierte stets seine 4wöchige Taperphase. Aber hey, wenn man wie er regelmäßig 40 Stunden/Woche trainiert, dann heißt tapern dass man in der ersten Woche „nur noch“ 30 Stunden, in der zweiten Woche 20 Stunden und in der letzten Woche noch 10 Stunden trainiert!

Aber auch Steffen trainiert recht große Umfänge, woran kann es also liegen?
Aus meiner Erfahrung vom spätem Frühjahr diesen Jahres kann ich es mir vielleicht erklären.

Ende Mai durchlief ich eine absolute Hochphase meiner Leistung, vor allem beim Laufen, ein paar Wochen davor war ich im Trainingslager auf Lanzarote, dies sollte den frühen Leistungssprung erkären. Ich rannte bei 155Puls (mein Ironman-Wettkampf-Puls) einen glatten 4:00 Schnitt auf den Kilometer. Es war kaum anstrengend. In diesen 2-3 Wochen hätte ich nach einem Tag Pause jederzeit einen 34er 10km Lauf rennen können. Und wer weiß, nach ein paar Tagen mehr Ruhe hätte ich wahrscheinlich auch einen guten Ironman machen können?? Genau weiß ich es leider nicht, da ich es nicht probiert habe 😉

Es kommt demnach wahrscheinlich auf das exakte Timing an, wenn man kurz vor dem Hauptwettkampf in so einer Hochphase ist, dann kann man anscheinend eine recht kurze Taper-Phase riskieren.
Diesen Herbst wird es mal Zeit dass ich das ausprobiere!

Eine Hochphase erkennt ihr mit ziemlicher Sicherheit nachdem sie vorbei ist, nämlich dann wenn die Erschöpfung langsam größer wird und das Training wieder anstrengend ;)))

Akute Zeichen dafür dass ihr mittendrin seid sind meiner Meinung nach, folgende Dinge:
Ihr fühlt euch super, das Training macht Spaß, weil ihr jede Trainingseinheit einen neuen Rekord aufstellt.
Ihr seid bereit und heiß auf Wettkämpfe.
Ihr fühlt euch unverwundbar, jeden Tag könnte man euch noch mehr zum Trainieren geben und ihr hättet kein Problem damit.
Ihr denkt, „es geht immer noch schneller!“ 🙂

Doch gerade der letzte Punkt ist die Achillesverse des ganzen. Man mutet sich immer noch mehr zu, d.h. rennt noch schneller oder macht noch ein paar Intervalle, jedes Training mit den Kumpels wird zum Ausscheidungsrennen, wobei man hier natürlich meist die Nase vorn hat 🙂

Aber dann auf einmal, fast von einen Tag auf den anderen, wird es dem Körper zuviel und es ist vorbei. Denkt also dran dass es meist nur 2-3 Wochen gut geht. Wenn ihr also merkt dass beispielsweise die Form viel zu früh da ist, dann macht schnell ein paar Wettkämpfe um neue persönliche Rekorde aufzustellen. Baut danach eine Regenerationswoche ein und geht noch einmal zurück zu ein paar Wochen Grundlagentraining, bevor ihr wieder eine Hochform provoziert.
Wie ihr das anstellt, solltet ihr nun wissen :))
Einfach das Trainingstagebuch herauskramen und anschauen was ihr beim ersten Mal trainiert habt.

So, ich werde dann heute gleich mal Steffen anrufen und ihn über „sein Geheimnis“ ausfragen 😉

haut rein!
krelli

2 Gedanken zu „Der (Un)Sinn des Taperns?

  1. Hey Dreisportler,

    da waren wir ja beide im Mai anscheindend super drauf. Ich für meinen Teil habe mir daraus gezogen, dass die Wettkampf-Fitness schneller kommt, als man glaubt und das ich viel zu früh in der Saison fit war 😉

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