endlich komme ich dazu den dritten Teil online zu stellen. Harry und Bernd erzählen mir schon jeden Tag mehr ihrer vergangenen Stories über die ich unbedingt schreiben muss 😉
Die zwei verstehen sich im Übrigen bestens miteinander und sie verbindet eine gute Freundschaft. Irgendwie aber auch verständlich, mit wem sonst kann man solche Wetten und Duelle ausfechten, wenn nicht mit einem guten Kumpel?
Hier gehts übrigens nochmal zum ersten Teil:
http://michael-krell.blogspot.com/2010/01/das-duell-der-giganten.html
und zum zweiten:
http://michael-krell.blogspot.com/2010/01/das-duell-der-giganten-teil-2.html
Die Jagd
Manchmal allerdings praktizierten beide schon fragliche Taktiken um den Gegner zu verwirren. Einer von beiden scannte fast jeden Morgen erst einmal die Meldelisten aller lokalen Rennen. Wenn er nicht aufpasste konnte es nämlich passieren dass der andere „im Geheimen“ irgendwo am Start stand und es ihm vorher nicht erzählt hat. Ihr könnt euch vorstellen, was für eine „ungeheure Frechheit“ nicht allen vorab zu berichten wo man an den Start geht!!!
Oft war es Harry der sich dann in letzter Minute noch für ein Rennen anmeldete, weil er Bernd auf den Startlisten entdeckt hat. Nach einer Weile veränderte Bernd dann jedoch ebenfalls seine Taktik und meldete sich auch erst kurz vor Anmeldeschluss an, um nicht auf den Startlisten zu erscheinen. Hätte Harry nicht seine „Spione“ in Bernds sportlichen Umfeld gehabt, er hätte fortan nie herausgefunden wo Bernd startete 😉
Vor langer Zeit gab es Ironman-Rennen die nicht ausgebucht waren. Wer es mir nicht glaubt, recherchiert einfach mal im Netz 😉
Bernd war beim Ironman Zürich gemeldet und schon ein paar Tage eher vorort. Normalerweise ist ja ein solches Rennen schon ein größeres Event für das man einige Tage an Vorbereitungszeit einplanen sollte. Aus diesem Grund staunte Bernd nicht schlecht, als er auf der Laufstrecke plötzlich Harry zu Gesicht bekam, der ihm entgegenlief. „War er nicht noch die komplette letzte Woche krank?“ So hatte sich Harry doch tatsächlich am letzten Tag noch schnell ebenfalls für den Ironman angemeldet und in einer „Nacht und Nebel Aktion“ früh im Dunkeln mit dem Auto nach Zürich gedonnert! 🙂
Bei beiden beliebt sind Laufwettkämpfe aller Art gegeneinander. Um seinen Konkurrenten zu schocken läuft Harry eigentlich prinzipiell immer zu schnell los! Eine Taktik die ihn schon oft den Hals gekostet hat. Ich kann übrigens aus eigener Erfahrung bestätigen das zu schnell loslaufen, und sei es „nur“ ein 10km Lauf, fast nie zum gewünschten Resultat führt 🙂
10km Lauf – Röthenbach
Ein schneller 10 km-Lauf in 3 Runden überAsphalt, amtlich vermessen und „Brettles-eben“, bis auf ein paar enge Kurven, an denen man etwas ausgebremst wird.
Bernd erzählt: Als Ausklang der Saison und Vorbereitungslauf für den abschließenden Herbstmarathon standen Harry und ich oft in Röthenbach an der Startlinie, so auch dieses Mal wieder: Wir strotzten vor Kraft und besaßen einen hervorragenden Trainingszustand was das Laufen anging.
Jeder spekulierte auf die 10 km auf seine Bestzeit, naja die 40 Minuten-Marke mußte nun entgültig, auch bei mir, fallen.
So lief ich Harry gleich am Anfang davon, nach 5 km war ich auf 37:45 Kurs. Ich flog nur so über die Piste! Bei km 7 wurde ich etwas langsamer, ich begann mich vorsichtshalber immer wieder mal umzudrehen, ob Harry mich einholt, aber ich sah ihn nicht. Ich fühlte mich sicher und dachte mir dass ich bei den ersten 5 km soviel Vorsprung herausgelaufen habe, das reicht locker. Außerdem war ich mir sicher, bei diesem vermeintlichen Vorsprung sieht er mich irgendwann nicht mehr (eben so auch wie beim 100 km Lauf in Biel). So lief ich auch den km 8 etwas langsamer (hier aber schon notgedrungen, weil es nicht schneller ging), wußte aber, dass ich die 40 Minuten diesmal auf jeden Fall unterbieten konnte! Bei km ca. km 8,5, auf der langen Geraden, kam mir mein Tempo wieder schneller vor, die 39:xx Zeit war greifbar und ich war mir sicher, aufgrund der vermeintlichen Tempoverschärfung, dass Harry mich nicht mehr einholen würde.
Plötzlich bei km 9, ein immer lauter werdendes Hecheln in meinem linken Ohr!! Ich drehe mich etwas nach links, da war er, meine Augen wie versteinert, ich war gelähmt und verlangsamte vor Schreck mein Tempo. Ohne ein Wort (er sah aus wie kurz vor dem Zusammenbruch) zog Harry an mir vorbei. Ich fing mich wieder schnell, verfolgte ihn, war aber nun schon ca. 20 bis 30 m hinter ihm. Ich nutzte sogar auf der abschließenden Geraden noch den Gehweg, statt die Straße, um einige wenige Meter einzusparen. Auch das half nichts, sein Tempo war so hart, dass er seinen Vorsprung von nur 7 Sekunden bis über die Ziellinie halten konnte.
Was für eine Dramatik war das! Und die Moral von diesem Lauf: Man soll sich nicht umdrehen, das kostet nur Pulsschläge, die am Ende entscheidend sein können. Das Gute war allerdings dass diese Schlußduelle uns beiden neue persönliche Bestzeiten (zumindest beim 10 km-Lauf) einbrachten, und das ist doch schön, oder?
Nürnberg Marathon
Manchmal gab es aber auch Tage da ging Bernds Taktik des „schnellen Vorlaufens“ auf, zumindestens auf die ein oder andere Weise 😉
Harry erzählt: Wir beide starteten beim Nürnberg Marathon (den gab es mal vor einigen Jahren, nun ist es „nur“ noch ein halber), Bernd läuft wie immer schneller los als ich, aber das war ich über die Jahre schon gewohnt. Meistens kriege ich ihn zwischen km 20-30 dann. Diesmal habe ich ihn aber auch bei km 6 noch gut im Blick. Ich laufe in einer großen Gruppe und Bernd sieht micht nicht. Plötzlich traue ich meinen Augen nicht. Bei einem 4er Tempo auf den Kilometer zieht er auf einmal sein Oberteil aus und wirft – das war wohl abgesprochen – es einer Passantin zu! Darunter trug ein völlig andersfarbiges Shirt, so dass ich ihn später auf meiner Aufholjagd nicht erkennen würde.
Irgendwann war er dann aber auch wirklich weg und ich bei km 30 ziemlich platt. Vielleicht sollte es heute nicht mein Tag werden. Auf einmal ruft mir eine Bekannte zu „der Bernd is nich weit weg und sieht übel aus!“. Das zündet bei mir eine innere Explosion und ich ließ alle Mitlaufenden wie müde Fußgänger aussehen! Nur 5km dauerte es bis ich Bernd beim „Versicherungstower“ stellen konnte. Ich will mich erst einmal ausruhen und verharre 5m hinter ihm in seinem „Sichtschatten“, doch er riecht mich förmlich und dreht sich um. „Erfreut sieht auf jeden Fall anders aus ;)“
Enttarnt gebe ich sofort Gas und will die Sache nun entscheiden! Ich komme wieder in den Laufmodus wo links und rechts von mir die Welt untergehen könnte, und ich würde es nicht merken. Nach einem Kilometer würde mich schon die Distanz interessieren, die ich mir erarbeitet habe. „Hat er schon aufgegeben?“ Ein kurzer Seitenblick genügt um Erstaunliches festzustellen: Er ist dirkt neben mir und sieht aus als wenn er mich jeden Augenblick bei lebendigem Leib fressen würde!! Warum gibt der Hund nicht endlich auf und quält mich so??!! So laufen wir beide – am äußersten Limit – den Nordwestring entlang und biegen in die Regensburger Str. als ich fatalerweise einen Becher Wasser zu mir nehme. Dies kostete mich von einer auf die andere Sekunde 10m Abstand zu einem plötzlich fliegenden Bernd! Ahhh…ich kann sie nicht mehr einholen, beide laufen wir in 3:13 ein, nur Bernd leider ein paar Sekunden schneller als ich!
Wenn man solche Freunde hat…. 🙂
haut rein!
krelli
Einfach überragend, die Stories von Harry und Bernd. Ich freu mich schon auf den nächsten Teil 😉
Hi Andi,
also das wars erst einmal mit den Stories von Harry und Bernd. Ich bin überrascht wie gut das ankam.
Vielleicht frage ich sie demnächst mal wieder nach ein paar alten Geschichten. Dafür müsste ich allerdings mal wieder Donnerstag schwimmen gehen 😉
viele Grüße und danke für das Lob, werde ich beiden ausrichten!
krelli