bessere Performance im Wettkampf – Teil 1

Zielkanal Roth 2011

Nachdem ich öfters mal nach Tipps gefragt werde, wie man sich am schnellsten und leichtesten im Triathlon verbessert, habe ich hier mal ein paar meiner Gedankengänge aufgeschrieben. Es ist jetzt kein Aufsatz und eher stichpunktartig, also seht mir das nach.

Zuallererst, Leistungssteigerungen ab einem gewissen Niveau passieren fast nie schnell und vor allem auch nie leicht 😉

Was heißt ab einem „gewissen Niveau“? Einsteiger/innen erzielen oft sehr schnelle Erfolge bzw. verbessern sich relativ schnell. Ganz einfach, weil sie normalerweise von einem niedrigeren Niveau kommen.

Beispiel:
Jonglieren mit drei Bällen hat mir damals ein Kumpel in meiner Unizeit in Neuseeland innerhalb einer Stunde beigebracht, und das auf einer Party. Nun ist das Jonglieren mit drei Bällen nicht allzu schwierig, trotzdem hat es damals gereicht die Mädels zu beeindrucken 😉 Sobald aber auch nur ein Ball dazu kommt, wird es extrem schwierig und zeitaufwendig. Um die Kurve wieder zu bekommen: wir gehen nun davon aus, dass wir bereits drei Bälle jonglieren können.

ein reales Selbstbild
Betrachtet eure Leistungen realistisch! Um sich wirklich immer weiter zu verbessern nützt es euch nichts, wenn ihr eure Leistungen mit schwächeren Athleten, dem Durchschnitt oder dem Gesamtfeld vergleicht. Euer Fokus sollte stets auf den Schnelleren liegen, denn dort wollt ihr ja hin, oder? Verbesserungen im Triathlon geschehen am einfachsten, wenn ihr an euren Schwächen arbeitet. Fast immer konzentrieren sich die Athleten darauf, ihre Stärken weiter zu verbessern. Das Potential liegt aber in den anderen Disziplinen! Findet euch nicht mit dem Gedanken ab, dass ihr bspw. schlechte Schwimmer/innen seid, sondern packt es endlich an.

Mir ging es in diesem Jahr so mit dem Schwimmen. Aufgrund meiner Schulter-OP im letzten Jahr konnte ich erst ab Dezember wieder ins Wasser. Und das auch nur sehr wenig. Ich schwamm wenig, konzentrierte mich aber auf Technik. So richtig mit beschwerdefreien Schwimmtraining anfangen konnte ich erst im Mai. Eigentlich viel zu spät für die Saison. Umfänge schwimmen, wie es oft hilft, konnte ich nicht. Ab einem gewissen Punkt ging es wieder auf die Schulter. Also fragte ich zwei Spitzenschwimmer. Mein Kumpel Sven Bergner gab mir den Tipp mit der Chuck Norris Schwimmbank und Michi Reiwe erstellte mir einen 6-Wochen-Notfalltrainingsplan, der es allerdings in sich hatte. Eigentlich war ich von da an nur noch am Sprinten die ganze Zeit über 😉 Das Ergebnis war dann mit 54min, eine um 2min bessere Schwimmzeit in Roth als zu meiner bisherigen Bestleistung.

Neugier
Das bringt mich zum nächsten Punkt. Wie packt ihr es am besten an? Ganz einfach, fragen, fragen und nochmals fragen. Was machen die Athleten besser oder anders, die euch in den einzelnen Disziplinen immer abziehen? Orientiert euch an diesen und schaut euch ihr Training an und fragt sie einfach. Es ist kein Zeichen von Schwäche und es gibt auch keinen Grund da schüchtern zu sein. Die allerwenigsten werden euch abweisen, wenn ihr sie ehrlich nach ihrer Meinung fragt. Und wenn ja, dann sagt euch das viel über deren Charakter. Neugierig sein hat einen weiteren Vorteil. Euch gelingt es dadurch Fehler zu vermeiden, die die allermeisten Triathleten alle schon gemacht haben, und dementsprechend den eigenen Lernprozess zu beschleunigen, ohne in alle Fallen selber reingetappt sein zu müssen.

Vernunft
Die so gewonnenen Erkenntnisse gilt es dann auf die eigene Situation zu übertragen. Das heißt nicht, dass ihr Training von anderen einfach 1:1 übernehmt oder nun anstatt 3x die Woche nun sofort 6x die Woche lauft. Wählt die Veränderungen mit Bedacht. Es entwickeln sich diejenigen Athleten über die Jahre am erfolgreichsten, welche verletzungs- und krankheitsfrei bleiben.

Mögliche Verbesserungen innerhalb eines 1-Jahres-Zeitraums werden fast immer überschätzt, aber Verbesserungen innerhalb eines längeren Zeitraums von z.B. 10 Jahren, IMMER unterschätzt!

Die eigene Vernunft walten zu lassen gilt dann natürlich auch in Punkt Regeneration und Verletzungsprophylaxe. Dazu aber später eigene Punkte in Teil 2.

Spaß an Wettkämpfen
Es gibt sie immer noch, die Trainingsweltmeister. Sie verblasen einen in jeder Einheit, wenn es aber am Tag X drauf ankommt, dann laufen sie plötzlich „unter ferner liefen“ ins Ziel. Es klingt etwas paradox, aber um gut im Wettkampf zu sein und sich quälen zu können, muss man Spaß daran haben! Ihr kennt es, wenn euch irgendwas richtig Spaß und Laune macht, dann läuft es einfach von der Hand und die Zeit verrinnt dermaßen schnell, dass man es kaum mitbekommt.

Um dies zu erreichen, und das habe ich erst letztens in einem Buch gelesen, finde es aber einfach absolut logisch: Habt keine Angst vor einer schlechten Leistung im Wettkampf!

Die ganze Nervosität, Angst und Anspannung vor einem Rennen gründet sich lediglich aus eurer Annahme, dass ihr am Tag X nicht performt wie immer, das irgendetwas schief geht oder schlecht läuft. Ihr habt das nötige Training geleistet, stundenlang in eisiger Kälte ausgeharrt, endlose Kacheln gezählt, warum in aller Welt sollt ihr nun nicht eure Leistung abrufen können?? Wenn man sich von diesem Gedanken befreien kann, dann steigt dadurch schon allein eure Wettkampfleistung.

Unterstützen könnt ihr den ganzen Prozess wenn ihr euren Körper den kommenden Belastungen schon weit vorher aussetzt. Das heißt, vermehrt kleinere Wettkämpfe schon in der Vorbereitung bestreiten, ohne sich über die Ergebnisse sorgen zu machen. Einfach hinradeln und starten! Es ist völlig wurscht, welchen Platz ihr belegt, es ist ja lediglich Training. Gerade wenn ihr zu den Athleten gehört, die dies nicht können, weil sie nicht in Topform irgendwo an den Start gehen wollen. Überdenkt dies einmal. Diese Athleten starten deshalb nicht, ganz einfach weil sie Angst haben die „vermeintlichen“ Erwartungen der anderen nicht zu erfüllen! Was soll das für ein Grund sein? Nehmt euch nicht zu wichtig, niemand interessiert es was ihr in der Vorbereitung für Ergebnisse habt. Und wenn, dann werden diejenigen spätestens zum Saisonfinale eine Überraschung erleben 😉

Außerdem solltet ihr, und ich weiß das mögen viele nicht, im Training auch mal richtig Druck machen, d.h. einfach mal ein paar Stunden (je nach Zieldistanz) im Wettkampftempo unterwegs sein. Anfangs ist es hart, aber der Körper gewöhnt sich dran. Es gibt keine wirkungsvollere Methode um das Selbstvertrauen vor wichtigen Rennen zu stärken, wenn man weiß, dass man die Zielgeschwindigkeiten bereits im Training locker abspulen konnte.

Mark Allen, der 6fache Hawaiisieger hat einmal gesagt: „Ich trainiere in der Vorbereitung auf Hawaii so hart, dass mir der eigentliche Wettkampf wie eine Sonntagsausfahrt vorkommt. Bis zum Laufkilometer 21 sehe ich den Tag als eine meiner langen Trainingseinheiten, erst ab km 21 beginnt der Wettkampf.“

haut rein!
krelli

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