Abseits der großen Triathlonbühnen dieser Welt fand am Wochenende das Saisonfinale der Bayrischen Triathlon Liga in Auerbach statt. Trotz regelmäßig herausragender Leistungen in den teilnehmenden Teams interessiert sich der Großteil unserer Zunft kaum dafür bzw. weiß nicht mal das es eine Triathlon Liga gibt. In den einschlägigen Foren liest man so gut wie nie darüber, nicht mal über die 1.Bundesliga, welche schon ein recht hohes Niveau besitzt. Das wird sich hoffentlich bald einmal bessern.
Daher erzähle ich heute mal eine Geschichte von gestern, über einen kleinen Verein aus einer kleinen Stadt in Oberfranken. Der ASC Kronach-Frankenwald, fulminant in die Saison gestartet, in den letzten Rennen aber um viele seiner Leistungsträger beraubt, hielt vor dem Startschuss den 6. Tabellenplatz inne. Realistischerweise konnte uns nur noch das Münchner Team gefährlich werden, welche 2 Punkte hinter uns lagen, und uns auf den 7. Platz drücken. Das Team startete in der Minimalbesetzung von vier Athleten, diese mussten auch alle ins Ziel kommen, um nicht automatisch den letzten Platz zu belegen. Einen fünften Mann, das sogenannte Streichergebnis. besaßen sie schon gar nicht mehr.
Das Team aus München war sich seiner Chance bewusst und wetzte schon mit dem Messer. Der Startschuss fiel und los ging es. Unser Superschwimmer Philipp kam als einer der ersten aus dem Wasser und konnte sich sogleich in der Spitzengruppe festsetzen. Der arme krelli, welcher vorher überhaupt kein Bock auf das Rennen und seit 3 Wochen nix trainiert hat, wurde irgendwann später an Land gespült. Diesmal aber wollte er es wissen und auch endlich mal in einer großen Gruppe durch die Gegend rollen. Also verzichtete er darauf gleich zu Beginn in die Radschuhe rein zu schlüpfen und trat erstmal an was das Zeug hielt, um an die nächste Gruppe zu springen. Nach drei Kilometern konnte er sich dann auch irgendwann die Schuhe anziehen. Endlich, nach dem zweiten Anstieg, war er drin in der ersehnten RTF-Rundfahrt!! Schöner als GA1 war es, man konnte die schöne Landschaft genießen, einen kleinen Plausch mit dem Radnachbarn halten und sich entspannen.
Nach der Hälfte sah er dann plötzlich Philipp wieder, der in Führung liegend gestürzt war und nun am Straßenrand stand. Ich rief: „Philipp, was machst du denn hier!?“ Er rief mir nur zu, dass er eine Panne hatte und gestürzt war. So ein Mist!! In meinen Gedanken spielten sich dramatische Szenen ab: Münchner Triathleten die gierig nach unserem 6. Tabellenplatz und den damit verbundenen 300€ Preisgeld griffen und sich hämisch ins Fäustchen lachen.
Wohlwissend das unsere beiden übrigen Athlelten Monsieur Wolf und Klatte, aufgrund einer kleinen Schwimmschwäche bzw. mangelnden Trainings hinter mir waren, begriff ich das es nun wohl an mir lag die Münchner wieder von unserem Platz zu vertreiben. Also verließ ich wider Willen mein Wohlfühltempo und versuchte nun alles und jeden zu überholen der mir nach München oder Lederhosen aussah. Ich denke das gelang mir ganz gut. Auf dem letzten Anstieg motivierte ich ein paar Nicht-Münchner zum Mitfahren und wir sprengten die große Gruppe in der wir uns befanden. An der Verpflegungstelle kurz nach der 2. Wechselzone hörte ich niemand nach alkoholfreien Weizen anstatt Cola schreien und wusste das mein Plan halbwegs aufgegangen war, denn Münchner trinken doch immer Weizen oder?
Was ich nicht wusste war, dass sich anscheinend doch einer mitgeschlichen hatte und sich weder durch dialektischen Keuchen noch durch verräterische Ausrufe bemerkbar machte. Kurz vor Ende und an der 2. Verpflegungsstelle, als ich mir gerade einen Schwamm ins Gesicht drückte, da muss es geschehen sein. Er überholte mich unbemerkt und seine Startnummer die noch auf dem Rücken hing, verdeckte seine Teambeschriftung. Sonst hätte ich sicherlich sofort mit dem Schwamm nach ihm geworfen und mich an seine Fersen geheftet.
+++ update +++
Raik Drescher, auf den ich mich hier beziehe, hat mir soeben sein Beweisbild zugemailt, dass seine Startnummer vorne war beim Laufen. Danke Raik, wie steh ich denn jetzt hier da? Aber die Lösung ist ganz einfach, ihr müsst mal die Schriftgröße von Tahoma 11 vergrößern auf euren Trikots! Den Teamnamen muss man ja mit der Lupe suchen!! 😉
+++++
Nach ein paar Minuten im Ziel war ich dann auch sehr erleichtert als ich Philipp einlaufen sah, der anscheinend sein Rad wieder fahrtüchtig machen konnte. Dafür sah er aber auch aus wie ein Komparse bei den Braveheart-Dreharbeiten. Zerissenes Trikot, blutüberströmt und mit Öl im Gesicht als Kampfbemalung. Respekt, gut gemacht!! Irgendwann waren wir vollzählig und es ging ans Punkte addieren. München hatte die 2 Punkte gutemacht und lag nun gleichauf mit uns. In diesem Fall entscheiden die Platzziffern. Diese werden über alle Wettkämpfe addiert und wer die wenigeren hat, gewinnt.
Trommelwirbel….Trommelwirbel….
ASC Kronach-Frankenwald – ARITHNEA Team ASK München Süd
568 : 569
oleeoleoleeeloleee!!! Knapper geht es nicht mehr, was für ein dramatisches Finale, mit einem verdienten Sieger :))
http://www.triathlon-bayern.de/triathlon-liga-bayern/ligatabellen/
Neben dem ganzen Beitrag hier, möchte ich aber auch nochmal ausdrücklich erwähnen dass ich die aufgrund der Geschichte und des Duells, die Rivalität zu unseren Sportkollegen aus München natürlich etwas dramatisiert habe. Es sind alle supernette Sportler, die uns den 6. Platz aus vollstem Herzen gegönnt haben, da möchte ich nichts dran kommen lassen. Im Gegenteil wir verstehen uns blendend und ich trinke sogar ab und zu auch mal ein Weizen 😉
Unser horrendes Preisgeld investierten wir dann auch zugleich in Frauen und Trinken!! Unsere ASC-Mädels, die sich ebenfalls tapfer und mit Minimalbesetzung geschlagen haben, wollten nämlich auf der Rückfahrt alle zu McDonalds um sich Milchshakes zu holen 😉
einen schönen Start in die Woche!
krelli