Ich bin gerade bei km 26 als der Kommentator auf der Tribüne mich ankündigt: „und dort ist unser krelli aus Nürnberg…und er ist auf Kurs für 8:39 Std.“ Yeah, Schultern raus und mit stolz geschwellter Brust an den Zuschauern vorbei. Ein paar 100 Meter vor mir läuft Bernd Eichhorn, der Profi aus Roth und ich bin bald dran!
Aber beginnen wir von vorn. Pünktlich 6:30Uhr fällt der Startschuss am Kanal in Hilpoltstein. Der Start verläuft gut, bis auf einen Schlag ins Gesicht überstehe ich die ersten Keilereien unbeschadet. Mit gutem Gefühl schwimme ich um die Wendeboje und weiß dass ich nicht langsam unterwegs sein kann. Kurz vor Schluss komme ich in eine größere Gruppe und steige nach 54 Min. aus dem Wasser. Mein erster Gedanke: Danke Chuck!!! (für alle die nix damit anfangen können, ein paar blogs zurück gehen 😉 Und das nach drei Wochen Training mit Chuck. Was passiert dann erst wenn ich den ganzen Winter im Keller mit ihm eingeschlossen bin?? An diesem Punkt fühlte ich mich jetzt schon, als hätte ich das Rennen gewonnen. Letztes Jahr konnte ich keinen einzigen Meter schwimmen und laborierte lange an einer Schulter-OP. Ich war mir nie sicher ob ich überhaupt wieder an meine alten Zeiten anknüpfen kann.
Rauf aufs Rad und erstmal mit viel zu hohen Puls los. Nach 30 Min. konnte ich mich dann wieder beruhigen und kurbelte die erste Radrunde relativ gemütlich vor mich hin. Irgendwann stellte ich fest, dass ich hinter mir eine ganze Entourage fröhlich durch die Gegend zog. Am Kalvarienberg entledigte ich mich meiner Anhängerschaft und fuhr immer näher an Chrissi Wellington heran. Das erste Mal Solarer Berg war wieder saucool. Oben stellte ich einen 170er Puls fest, mal wieder nicht gemerkt wie man scheinbar mühelos den Berg hochrast, vorbei an meinen Supportern. Anfangs der zweiten Runde fahre ich auf Chrissi auf und sehe dass sie von einer riesigen Gruppe begleitet wird. Das war mir dann wirklich zu blöd und ich fuhr vorbei und versuchte meinen Abstand auf 1-2 Min. auszubauen. Dieses Vorhaben kostete mich aber verhältnismäßig viel Energie, im Nachhinein betrachtet. Beim zweiten Mal Kalvarienberg überholte sie mich dann wieder, diesmal aber völlig allein. Ab hier war bei mir dann aber etwas die Luft raus und ich ließ den Puls unten und rollte „gemütlich“ bis in die zweite Wechselzone. Nach 4:40 beendete ich das Radfahren und lief dem abschließenden Marathon entgegen.
Die ersten 3-4 Kilometer kam ich ganz schwer in den Tritt rein und musste wirklich beißen. Angekommen am Kanal ging es dann aber deutlich besser. Ich ließ meinen Teamkollegen Silvester vorbei und blieb hinter ihm in Schlagweite. Ab Kilometer 6 bekam ich auf einmal die „Vibes“ und lief bester Laune und mit Rock auf den Ohren am Kanal entlang. Die darauf folgenden Kilometer flogen nur so an mir vorbei! Silvester musste ich dann leider auch irgendwann hinter mir lassen. Bei km 24 waren sie dann alle da, ich wurde lautstark von meinen Eltern, Großeltern, Freundin, Brüder und vielen mehr an der Strecke unterstützt, danke! Die gesamte Strecke entlang habe ich auch wahnsinnig viele Male „krelli, du schaffst das“ o.ä. gehört, es war wirklich ein Traum. So ungefähr muss es sich beim Fußball anfühlen den Heimvorteil zu haben. Bei km 28, es lief gerade der Michael Jackson Mix, überlegte ich mir kurzzeitig ob ich für die tobende Menge den „Moon-Walk“ andeuten sollte 😉 Alles in allem, ich war genau auf Kurs.
Bei km 30, kurz nach der 2. Wende oben an der Brücke deutete sich dann allerdings an, was mich bis zum Schluss begleiten sollte. Aus heiterem Himmel bekam ich einen Krampf im hinteren Oberschenkel und Wade. Ich war völlig baff, einen Krampf im Wettlampf hatte ich noch nie!! Wieder los humpeln und weiter. Leider kam er dann in immer kürzeren Abständen wieder. Bis zum Schluss musste ich so öfters mal anhalten und dehnen. Naja, so verlor ich schon ein paar Minuten und auch noch zwei Plätze im Gesamtklassement. Stinksauer auf mich selber lief ich so die letzten Kilometer bis ins Ziel. Es wäre unrealistisch zu sagen, dass mich dies meine komplette Zeit gekostet hat, es werden wohl eher lediglich eine Handvoll Minuten gewesen sein. Aber in dem Moment fühlt es sich wie eine Ewigkeit an.
Dadurch kam ich auch ein bisschen aus dem Tritt. Sicherlich hätte ich gestern zum Schluss auch keine 8:39 Std. mehr erreicht. In 03:11 beendete ich letztendlich den Marathon. Gefreut habe ich mich trotzdem im Ziel und war zufrieden mit meiner Leistung, natürlich war es auch schön eine „4“ an zweiter Stelle der Zielzeit zu sehen 😉
Am Schluss wurde ich gleich noch zu meiner ersten Doping-Kontrolle gebracht. Eine interessante Erfahrung direkt vor Leuten pinkeln zu müssen. Obwohl ich das erstmal natürlich nicht konnte, so dehydriert wie ich war. Nach zwei Flaschen Apfelschorle „lief“ es dann aber wie am Schnürchen…haha
ein schöner Tag!
Jetzt erstmal Party und Fast-Food all day long!!!
krelli
P.S: natürlich darf man bei der ganzen Feierei nicht den tragischen Tod des Staffelschwimmers aus Forchheim vergessen. Ich habe es erst abends nach dem Rennen erfahren. Wenn ihr die Person oder die Familie kennt, sprecht euer Beileid aus. Habt in dieser Hinsicht keine Berührungsängste. Nichts wäre schlimmer als den Eindruck zu erwecken, dass es niemand mitbekommen hat oder interessiert.
wow, du hast gerockt!
welch eine Leistung, dass du deine Zeit von vor 2 Jahren unterboten hast.
ach herje und Krämpfe wollten auch noch teilhaben am Weg zum Erfolg.
Erhole dich gut und genieße den Sommer. Grüße aus Norddeutschland.
Sauber Krelli!!! 🙂
Hab gestern extra noch deinen Zieleinlauf abgewartet. Du hast dich ja offensichtlich ziemlich schnell ans Buffet begeben 🙂
Glückwunsch und gute Erholung!
schmiddi